Wozu freie Schulen?
In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, ein staatliches, kostenloses, qualitätsgeprüftes, jedem zugängliches Bildungssystem zur Verfügung gestellt zu bekommen. Wozu also für eine alternative Schulform zahlen? Ein Schulsystem, das ein möglichst einheitliches Niveau für alle vorgibt, muss notgedrungen Standardisierung und Überprüfbarkeit anstreben. Strikte Anleitungen, klare Zielvorgaben und Kontrolle sind für große Systeme unabdingbar, schränken aber die Möglichkeiten, auf den einzelnen Menschen einzugehen, stark ein und sind deshalb nicht unbedingt das Beste für jedes Kind.
Was ist bei euch anders als in Regelschulen?
Sehr vieles. Hier nur einige besonders markante Punkte:
- Die Kinder sind nicht in Klassen von Gleichaltrigen zusammengefasst. Sie finden sich in „Interessensgemeinschaften“ zusammen, die je nach Bereich variieren können. Manche Kinder pflegen während der Arbeit ganz andere Kontakte als während der Freizeitaktivitäten.
- Die Kinder wählen ihre eigenen Schwerpunkte, abhängig von ihrem Entwicklungsstand und ihren Interessen.
- Sie haben die Möglichkeit weitgehend selbst zu entscheiden, mit welchem Gebiet sie sich beschäftigen wollen. Die Erwachsenen unterstützen sie bei ihren Lernprozessen und geben Anregungen.
- Die LehrerInnen machen Angebote und Kurse, das Wissen der Kinder wird aber nicht verglichen, bewertet oder benotet. Jeder hat seinen eigenen Lebensweg und darum auch seinen eigenen Lernweg.
- Es gibt keine Prüfungen. Was ein Kind kann, oder was es noch vertiefen muss, erfahren die PädagogInnen durch persönliche Auseinandersetzung mit jedem Kind.
- Wir geben sozialen und emotionalen Prozessen bewusst Platz: Da sich unzufriedene Kinder schwer auf kognitive Inhalte konzentrieren können, werden Teamprozesse oder persönliche Themen vorrangig behandelt.
- Sehr individuelle Betreuung und sehr selbständige Arbeit wechseln einander ab: Bekommen z.B. zwei Kinder einen neuen Arbeitsschritt erklärt oder ein neues Material eingeführt, arbeiten die anderen Kinder unabhängig von Erwachsenen.
- Wir verzichten soweit wie möglich auf das Unterrichten von „Fächern“ zugunsten von Gesamtüberblick und übergreifendem Verständnis. Das Leben kennt keine Fächertrennung.
- Wir vertrauen darauf, dass Kinder lernen wollen und stellen eine Umgebung zur Verfügung, die dieses Bedürfnis bestmöglich unterstützt. Unser Ziel ist nicht, dass die Kinder uns möglichst lange zuhören, sondern dass sie selbst aktiv sind. Selbstbestimmung und Eigeninitiative gehen vor Pflichterfüllung.
- Die Lehrperson steht nicht „im Zentrum des Geschehens“, sondern sie lässt sich auf das ein, was die Kinder einbringen. In Montessorischulen ist der Erwachsene im Idealfall kaum sichtbar. Montessori sagt: „Die Pädagogin hat ihr Ziel erreicht, wenn sie nicht mehr notwendig ist.“
Sind eure AbsolventInnen anders als die aus Regelschulen?
Diese Frage ist schwer zu beantworten, weil es unmöglich ist, den Beweis zu erbringen. Aber wir sind überzeugt, dass die Umgebung, in der Kinder aufwachsen, prägend für ihre Persönlichkeit ist. Wer gelernt hat, selbst die Verantwortung für seinen Wissenserwerb zu übernehmen, wird eher bereit sein, sich auch im Erwachsenenalter fortzubilden als jemand, der den Stoff immer von außen vorgelegt bekommen hat.
Wer schon früh gelernt hat, Verantwortung für Gruppenprozesse zu übernehmen, wird sich später leichter mit „Teamwork“ tun als jemand, der erst im Erwachsenenalter Seminare dazu besucht hat. Wer respektvoll behandelt wird, kann diesen Respekt auch weitertragen. Schon heute lauten die wichtigsten Qualifikationen in der Wirtschaft Teamfähigkeit, Kommunikationsgeschick, Flexibilität, Fähigkeit zum Umlernen und zur Informationsbeschaffung. Gerade diese Qualifikationen können optimal in einer Umgebung erworben werden, in der es erlaubt, ja sogar erwünscht ist, zu kommunizieren, etwas zu bewegen, selbst zu entscheiden und selbstbestimmt zu lernen.
Wer nicht immer nur „für später“ gelebt hat, sondern die Erfahrung gemacht hat, dass es Freude macht, das eigene Leben mitzugestalten, wird Vertrauen in sein eigenes Handeln haben, statt andere für sein Schicksal verantwortlich zu machen. Wer viel Zeit in die Auseinandersetzung mit den Menschen seiner Umgebung investiert hat und sich selbst in unterschiedlichsten sozialen Prozessen erlebt hat, wird sich ein viel größeres Repertoire an Reaktionsmöglichkeiten erarbeitet haben als jemand, dessen soziale Interaktion weitgehend eingeschränkt wurde.
Wer Freude am Lernen und am Kommunizieren hat, wer Selbstbestimmung lernen und so Selbstvertrauen aufbauen durfte, tut sich einfach leichter im Leben!
Von weiterführenden Schulen bekommen wir immer wieder die Rückmeldung, dass unsere Kinder auf ganz besondere Art und Weise selbständig und interessiert sind. Sie wollen lernen und ihnen ist bewusst, dass die Verantwortung dafür bei ihnen liegt.
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Eigener Lehrplan
Das generelle Ziel der Schule ist, die Kinder in 8 Jahren zu selbständigen, sozial kompetenten Jugendlichen zu erziehen, die Werte haben und vertreten. Sie nehmen ihre Verantwortung wahr, treffen Entscheidungen und können deren Konsequenzen einschätzen und tragen. Sie üben Rücksichtnahme gegenüber Schwächeren und behandeln ihre Umgebung mit Respekt.